Zweimonatsvater

Und da ist sie auf einmal, die langersehnte Elternzeit. Gerade saß ich noch im Büro und habe überlegt was ich am besten in meine Abwesenheitsnotiz schreibe. Parental Leave aka Elternzeit oder die mildere Variante in Form von Annual Leave respektive Urlaub?

Man(n) möchte schließlich sein „Standing“ wahren und gerade international, in den eher traditionell geprägten Regionen, nicht als weichgespülter Übervater dastehen - oder sollte einem das egal sein?
Eigentlich schade das man im 21. Jahrhundert hieran überhaupt einen Gedanken verschwenden muss, aber es ist nun mal noch immer alles andere als selbstverständlich das Väter in Elternzeit gehen. Je nach Firmenphilosophie und vor allem Vorgesetzten erfordert es von den „neuen Vätern“ zum Teil eine gehörige Portion Mut diesen Schritt zu tun. Während man von den weiblichen Kolleginnen zumeist Anerkennung und Schulterklopfen erntet sind die Reaktionen männlicherseits geteilt. Ganz in Abhängigkeit davon ob selbst Vater oder nicht und inwieweit ein eher traditionelles Familienbild gelebt wird.

Als #Zweimonatsvater folge ich sicher einer eher klischeebehafteten Variante – nach der Geburt von Carlotta 6 Wochen Urlaub und nun, ein knappes Jahr später, zwei Monate Elternzeit. Dazwischen und danach liegt der Fokus auf Dienstreisen, Meetings und Karriere. Weit gefehlt, denn ich verstehe meine Vaterrolle nicht als reines Digitalmodell.

Die ersten 6 Wochen waren eine unglaublich schöne und super intensive Phase in der Carlotta und ich zusammenwachsen konnten und ganz unbewusst am „Urvertrauen“ gearbeitet haben. Mir war klar dass ich nach meinem Urlaub einen Teil dieser Intensität einbüßen werde, wollte aber auf keinen Fall das unsere Vater-Tochter-Beziehung unnötig unter dem Arbeitsalltag leidet. Zu präsent waren mir Geschichten aus dem Bekanntenkreis in denen sich die arbeitenden Väter einem fremdelnden Nachwuchs gegenüber sahen. Ganz individuell bewertet, denn erst neulich gestand mir ein Vater auf dem Spielplatz folgendes: „Nach meinem 9-to-5 Job war mir diese Fremdelphase ehrlich gesagt gar nicht so unlieb denn sie hat mir Freiräume beschert die mir ganz gelegen kamen.“.

Mein Ansatz sah etwas anders aus, meine Frau, frei von Anflügen des #maternal gatekeeping lies mich beispielsweise die Nächte übernehmen. Ab sofort war ich also Carlottas Ansprechpartner in der Nacht und die Erfahrung hat gezeigt, dass auch diese Zeit enorm zusammenschweißt.  Von dem positiven Nebeneffekt für meine Frau mal ganz abgesehen ;).
Natürlich habe ich auch sonst versucht jede freie Minute mit Carlotta zu verbringen und musste hierfür so manches geliebte Hobby hinten anstellen, allerdings ohne dies als Verlust zu verspüren.

In den kommenden 8 Wochen kann ich nun voll in der Rolle eines #StayAtHomeDads aufgehen, die aktivste Zeit des Tages mit unserer Kleinen verbringen und all den Erwartungen, die daran geknüpft sind, versuchen gerecht zu werden.

Und so finde ich mich hier babysittend am Samstag Abend mit dem Laptop auf dem Sofa, während meine Frau mit ihren Mädels um die Häuser zieht.  Aber hey, was sag ich da "Dads don't babysit. It's called parenting".

PS. Und weil wir bei #newdadsontheblog mit gutem Beispiel vorangehen fiel auch die Entscheidung in meiner Abwesenheitsnotiz auf Parental Leave/ Elternzeit.

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