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Mit dem Fotograf in den Kreißsaal?

Habt ihr euch schon mal zum Thema Geburtsfotografie Gedanken gemacht und damit meine ich keine Schwangerschaftsfotos oder Neugeborenenfotos, sondern eine fotografische Geburtsbegleitung?

Wir haben uns beim letzten Schwangerschaftsshooting zum ersten Mal mit Geburtsfotografie auseinandergesetzt und waren von der Idee, dass Constantin später einmal Fotos seiner Geburt, seines ersten Atemzugs oder der Reaktion seiner Eltern sehen kann, ziemlich schnell begeistert. Doch nicht nur das, rückblickend ist es auch für meine Frau und mich eine fantastische Erinnerung an dieses einzigartige Erlebnis.

Für mich ist es eine tolle Vorstellung ein Foto seiner Eltern zu sehen, wie sie einen das erste Mal in den Armen hielten, oder den Ort an dem man geboren wurde oder die Personen die der eigenen Mutter während der Wehen und der Geburt zur Seite standen. 

Nun hat jeder seine eigene Meinung zur Geburtsfotografie und für viele ist es sicherlich schwer vorstellbar einen solch intimen Moment mit einer mehr oder weniger fremden Person zu teilen, doch wie fühlt es sich eigentlich für eine Fotografin an, einem solchen Ereignis beizuwohnen und dieses fotografisch zu dokumentieren?

Um das herauszufinden habe ich unserer Fotografin Patricia ein paar Fragen gestellt.

Patricia, warum fotografierst du eigentlich Geburten?

Dafür gibt es zwei Gründe. Der erste ist sehr persönlich. Und der zweite ist einfach die Freude an dokumentarischer Fotografie.

Ich habe selbst zwei Kinder zur Welt gebracht. Die erste Geburtserfahrung war das Gegenteil von schön, die zweite sollte deshalb umso besser werden. Also fing ich wenige Wochen vor der Geburt an mich intensiver mit dem Thema zu beschäftigen und fand im Internet viele, auch bebilderte Berichte von tollen Geburten. Und da merkte ich erst, welch ein unfassbar schönes Erlebnis das im Leben einer Frau sein kann. Und das ich das auch erleben möchte. Ich hatte dann auch meine Traumgeburt. Nicht zuletzt durch die positiven Geschichten. Das ist nun 5 Jahre her. Immer wieder kam der Wunsch bei mir hoch, das nochmal zu erleben. Allerdings ist für uns die Familienplanung mit unseren zwei Kindern eher abgeschlossen ;-) Dennoch, es fasziniert mich einfach. Dieser Weg, den Mutter und Kind - und Vater! - in den Stunden einer Geburt gehen.

Und da ich nun auch Fotografin bin und sehr gerne im Reportagebereich arbeite, ist eine Geburt einfach ein dankbares Thema. Es gibt eigentlich alle denkbaren Emotionen und nichts kann so wirklich geplant werden. Frauen unter der Geburt sind für mich wunderschön, auch wenn sie sich selbst so gar nicht wahrnehmen. Aber was sie da leisten, mit ihrer ganzen Kraft, ist einfach beeindruckend mit anzusehen.

Ich empfinde es natürlich auch als Herausforderung, da Ort und Zeit von mir ja nicht beeinflussbar sind, aber genau das gefällt mir. Auch die Lichtsituation ist selten ideal. Wie kann ich auch mit einem ästhetisch-künstlerischen Anspruch, den ich natürlich auch bei einer Geburt habe, eine Geschichte erzählen?

Ich kann mich erinnern, wie ich als Kind ganz viel wissen wollte von meiner Geburt und merke auch an meinem großen Sohn, wie er immer wieder wissen will, wie doll es damals geschneit hat und wie groß er war und er sich gerne die Fotos ansieht, als er grad geboren war. (Das waren leider nur Handyfotos bzw. mit Automatikblitz).

Was gibt es also schöneres, sich „schöne“ Bilder von dem aufregendsten Erlebnis ansehen zu können? Sich zu erinnern, an die kleinen Momente dazwischen, und das Verhältnis von großem Schmerz zu noch größerer Freude?

Hast du dabei eine bestimmte Herangehensweise?

Viele sind bei dem Thema erstmal abgeschreckt, denken dabei an medizinische Dokumentation und intime Details. Das kann ich sehr gut nachvollziehen. Das Wichtigste ist natürlich eine Vertrauensbasis, sowohl zwischen mir und der Mutter und dem Vater. Auch die Hebamme sollte mit der Situation einverstanden sein, da ja auch sie zum Teil bei Ihrer Arbeit fotografiert wird.

Ich möchte so früh wie möglich dazukommen, um die fotografische Geschichte recht komplett zu erzählen. Und meistens ist die Atmosphäre da auch noch lockerer und ich habe noch ein bisschen Zeit mich mit der Mutter zu unterhalten. Ich suche mir ein kleines Plätzchen von dem ich auch erstmalim Sitzen eine gute Perspektive habe.

Wenn es dann richtig losgeht, stelle ich mich so dass ich nicht im Weg bin, aber bin natürlich näher dran. Meistens bekommen die Mütter das auch nicht mehr wirklich mit da sie ganz und gar auf sich konzentriert sind.

Ja, ich sehe mitunter alles, aber ich fotografiere nicht alles. Es sei denn, es wird gewünscht. Für mich ist nichts Komisches dabei, für mich ist das das Natürlichste überhaupt. Auch wenn es sehr intim ist.

Ich bin so leise wie möglich. Ich benutze keinen Blitz, und auch die Kamera macht kaum Geräusche. Mitunter hole ich Essen oder Wasser, helfe einfach, wenn ich kann. Warte gemeinsam mit dem Vater (je nach Situation), gebe gerne meinen Rat oder eine Hand zum Festhalten. Da verlasse ich gerne die Beobachterposition, wenn ich das Gefühl habe, ich werde gerade genau dafür gebraucht.

Ich bleibe gerne so lange bis das Baby gewogen, gemessen und angezogen ist. Das Schöne ist, der Vater oder das Familienmitglied, was dabei ist, kann sich die ganze Zeit auf Mutter und Kind konzentrieren, und muss nicht selbst die ersten Momente im Leben des Kindes festhalten. (Was vor Aufregung auch nicht immer gelingt).

Ist das wieder nur so ein amerikanischer Trend?

Geburtsfotografie ist da tatsächlich wesentlich weiter verbreitet als in Deutschland. Selbst bei geplanten Kaiserschnitten ist da öfter auch ein Fotograf dabei. Ich vermute einfach, dass es damit zu tun hat, dass heutzutage viele Paare nur ein oder zwei Kinder bekommen und damit eine Geburt als emotionales Erlebnis einen sehr hohen Stellenwert bekommen hat. Auch die Anstrengungen die von manchen Paaren unternommen werden müssen, um überhaupt dieses Wunder zu erleben, macht eine Geburt so besonders. Warum also nicht eine bildliche Erinnerung schaffen, wie bei einer Hochzeit auch? Ob nun Trend oder nicht, das kann jedes Paar nur gemeinsam für sich entscheiden, ob es mich an diesem Erlebnis mit der Kamera teilhaben lässt. Und ich bin unheimlich dankbar für dieses Vertrauen.

Patti, vielen lieben Dank für deine Zeit und die Beantwortung der Fragen. Noch irgendwelche abschließenden Worte von dir?

Liebe Jessi, lieber Thomy, ihr habts gemerkt, auch bei mir kullerten die Tränen, als Constantin (ich nenn ihn jetzt mal liebevoll „Rocket-Man“) so schnell in Euren Armen lag. Euch zu begleiten war eine wunderbare Aufgabe und ich danke Euch für das Vertrauen. Alles Gute für Euch Vier. Ich freu mich auf den Tag, an dem Constantin von seiner Geburt erzählen kann.


Patricia ist erst kürzlich ihrem Herz gefolgt und hat sich als Fotografin selbstständig gemacht, nachdem sie viele Jahre als Grafikerin gearbeitet hat. Mit ihrem Mann und ihren zwei Söhnen wohnt sie im Norden von Berlin und findet, es könnten ruhig 200 km weniger bis ans Meer sein. Fotografisch begleitet sie unter anderem Hochzeiten, Geburten und macht gerne Portraits. Kontaktieren könnt Ihr sie im Moment über www.loveandstories.de oder schickt direkt eine Mail an contact@loveandstories.de