FriMUM // Die Angst mein böser Begleiter
Kasper und ich liegen auf unserer Couch. Tief eingekuschelt in meinem Arm fallen ihm, die müden Kinderaugen zu und auch meine Augen werden schwer. Mit dem Geruch seiner Haare, in meiner Nase und dem gleichmäßigen Geräusch seines Atems, schlafe auch ich ein und erwache in einem schrecklichen Traum.
Wir sind auf dem Weg zur Tagesmutter, die übliche Strecke, als mir auffällt, dass alles anders läuft als gewohnt. Der Wind peitscht heftiger und die Autos fahren, schneller als sonst. Ich greife noch etwas fester nach der Hand meines Kindes, als es passiert und es sich los reißt. Er läuft auf die Straße und ich weiß, was als Nächstes passieren wird. Ich rufe laut und beginne zu rennen. Doch zu spät. Ich höre einen Knall und verliere ihn aus den Augen, kann ihn nicht mehr sehen. Wo ist er nur. Ich höre eine Frau schreien und bemerke, dass ich es bin. Verzweifelt und beinahe ohnmächtig gehe ich zu Boden, denn ich bin machtlos, er ist weg, ganz sicherlich ist er weg, wie konnte er das tun.
Etwas in meinem Arm fängt sich zu winden an und bohrt mir in der Nase "Mama, Augen auf" sagt er und ich bin dankbar, geweckt zu werden. Ich öffne die Augen und muss weinen. "Mama weint", kommentiert mein Kind meinen, für ihn unverständlichen, emotionalen Ausbruch und kuschelt sich an mich.
Es war nur ein Traum, doch der Anblick packt mich noch Tage danach. Vor allem, wenn ich im Bett liege und versuche zu schlafen, schleicht sich die Angst ein, krabbelt zu mir unter die Decke und quält mich, bis ich einschlafe.
Kontrollverlust und Machtlosigkeit sind zwei Zustände, die mich in die Knie zwingen. Die mich nervös und unruhig machen und mir den Halt unter den Füßen rauben. Ich will Sicherheit, Harmonie, Ruhe und Schutz, für mich und alle die ich liebe. Ich will nicht geprägt sein von Zweifeln, ich will los lassen können und vertrauen, genießen und hoffen, aber auf keinen Fall will ich Angst haben.
Das Gefühl ist mir bekannt, es erinnert mich an die ersten Tage und Wochen mit meinem Sohn, als ich Angst hatte, er könnte nicht mehr wach werden, ich würde ihn fallen lassen oder im Schlaf erdrücken. Genau so ist es heute wieder, nur mit dem Unterschied, dass ich im Gegensatz zu den damaligen Ängsten noch nicht weiß, dass ich mich nicht sorgen brauche und all die Furcht unbegründet ist.
Ich weiß, dass es wieder an der Zeit ist, so wie damals, als ich einfach Vertrauen darin haben musste, dass andere genau so gut auf ihn aufpassen können wie ich, dass niemand ihn fallen oder verhungern lässt.
Doch was mir noch viel klarer ist, dass niemand ihn jemals so sehr lieben wird, wie ich es tue, auch wenn ich nicht immer dabei sein kann und das ist das Wichtigste.
Eure
cruchie
Unsere FriMUM Katharina, betreibt ihren überaus erfolgreichen Blog www.cruchedevinaigre.de vom Saarland aus und ist als Kolumnistin auf unserer Seite nicht mehr wegzudenken. Ihre Schlagfertigkeit paart sie perfekt mit der nötigen Portion Humor. Und zu schön um wahr zu sein, ist sie dazu noch attraktiv.