Zeit für "Me-Time"
Es ist kein Geheimnis. Mein Leben, das sind Jessi und die Kinder. Es ist das beste Leben, dass man sich wünschen kann. Es ist meins.
Trotzdem gibt es sie, die Momente, in denen ich nicht recht vorzukommen scheine. Das geht auch meiner Frau so. Carlotti und Consti haben vieles auf den Kopf gestellt. Mit der heutigen Erfahrung, und im Austausch mit vielen anderen Dads stelle ich immer wieder fest wie normal das ist. So fühlt es sich nur nicht von Anfang an an.
Früher habe ich den Job, extrem viel Sport, Zeit für Jessi und Zeit für Familie, Freunde und ganz für mich allein gehabt. Selbst da hätte mein Tag gut und gerne 24 Stunden mehr haben können. Heute bin ich am Ende des Tages auch einfach mal froh, wenn die Couch und ich ein wenig Zeit miteinander verbringen, bevor ich schlafen gehe. Wie jeder andere vermutlich auch, gibt es Tage da zermürbt einen das Hamsterrad. Für Sport, Zeit zum Kopf ausschalten oder gute Gespräche mit Freunden fehlt dann schlichtweg auch mal die Energie. Die wenige Zeit die Jessi und ich dann für uns haben, nutzen wir sicherlich auch nicht immer ideal aus.
Dass es auch anderen an die „Me-Time“ geht, hat Fisher-Price in einer Studie aufgezeigt. Von über 400 Eltern nimmt sich zwar über die Hälfte der Befragten mindestens einmal die Woche Zeit für sich selbst, aber trotzdem haben 66 % das Gefühl, dass die verfügbare „Me-Time“ nicht ausreichend ist.
Dabei dachte ich anfangs mit beiden Kindern, anderen gehe das nicht so. Ich bin dem Schein erlegen, dass andere alles unter einen Hut kriegen. Heike Kuhl, systemischer Familiencoach für Fisher-Price, hat das jedoch richtig hinterfragt:
“Was heißt für dich alles unter einen Hut bekommen? Woran erkennst du, dass du alles unter einen Hut bekommst? Jeder hat unterschiedliche Ansprüche und Erwartungen. Erstmal ist es wichtig, diese für sich selbst klar und transparent zu haben. Das ist nicht banal. Für den einen ist wichtig, dass die Kinder abends vor Glück jauchzend im Bett liegen und alle gesund sind. Für jemand anderes ist wichtig, dass abends alle Aufgaben im Haushalt erledigt sind. Es geht nicht darum, dass zu werten, sondern dazu zu stehen, was ist dir wichtig und was brauchst du, um dich entspannen zu können.”
Bei mir und uns haben sich mittlerweile viele Wichtigkeiten zu Nichtigkeiten entwickelt. Ein voller Trockner, der noch nicht ausgeräumt ist, lädt in aller Eile zur Direktentnahme bei Bedarf ein. Dem Sport wieder mehr Raum in meinem Leben zu geben, war mir wichtiger als abends die Füße hochzulegen. So gern wie ich mit Carlotti und Consti zusammen unterwegs bin, macht es den Kopf auch einfach mal wieder freier, wenn ich 30 Minuten ganz für mich allein laufe.
Dinge schließen sich in unserer Familie nicht aus. Sie gehen immer mehr Hand in Hand.
Auch da hat Heike Kuhl den Nagel auf den Kopf getroffen, als ich fragte, wie ich mehr Energie und Gelassenheit für den Alltag bekomme:
„Platz für seine Bedürfnisse schaffen und ihnen folgen. Nimm' dich genauso wichtig, wie deine Kinder. Auch da machen dir deine Kinder genau vor, wie es geht. Sie äußern oder zeigen ihre Bedürfnisse. Und denken nicht darüber nach, ob das sein darf oder ob gerade Zeit dafür ist.“
Natürlich bringen wir die Dinge doch irgendwie in Einklang, finden Kompromisse und stehen aus Liebe zu den Kids immer mal hinten an. Doch wenn ich sie da so vor mir stehen sehe, glücklich, dann sehe ich, dass es einfach Dinge gibt, die auch mal warten können ohne, dass es sich schlecht anfühlt.
Thomy