Weihnachtsnomaden
So schnell wie das Jahr an sich, verging dann auch schon wieder die Weihnachtszeit. Eigentlich kein Wunder, denn so besinnlich und ruhig wie die Festtage im Allgemeinen gehandelt werden, sind sie für die meisten nicht. Viele, uns eingeschlossen, stellen sich Jahr für Jahr dieselbe Frage: Zu welchen Eltern geht es diesmal?
Und so werden wir jedes Jahr am 24.12. zu Weihnachtsnomaden und fahren entweder 15 Minuten durch Berlin oder aber 270km durchs Land. Meistens jedoch beides, dann nur über die Feiertage verteilt.
Diesmal sah unser Plan wie folgt aus: Heiligabend, sowie der erste Weihnachtsfeiertag bei den Eltern meiner Frau und dann am zweiten Weihnachtsfeiertag auf zu meinen Eltern.
Nun ist eine Fahrt durch Berlin, zumindest in den meisten Fällen, nicht sonderlich anstrengend, ganz im Gegensatz zu 270km auf der Autobahn. Die eigentlichen Leidensgenossen, die ebenfalls quer durch die Republik fahren, um ihre Familien und Freunde zu treffen, sind an dieser Stelle allerdings eher störend, denn entgegen dem eigentlich zutreffenden Spruch, „Geteiltes Leid ist halbes Leid“, verstopfen sie um die Feiertage nur die Autobahn und ziehen den sonst gewohnten Schnitt in den Keller. Und um genau den geht es doch, schließlich hatten wir unsere Abfahrtszeit extra um den Mittagsschlaf von Carlotta getaktet. #justintime
Egal wie lang die Fahrt dann auch dauert oder wohin sie einen führt, ob ein paar Straßen weiter oder nach Mitteldeutschland, man ist nicht zu Hause und gerade mit einem Kind dazu gezwungen, auf alle Eventualitäten eingestellt zu sein. Also stehen Lieblingsspielzeug, Wechselsachen, Stoppersocken und ein Babybett für wahlweise den Mittagsschlaf oder die Nacht ganz oben auf der Liste.
Die Geschenke dürfen natürlich auch nicht fehlen und müssen alle, nachdem man sie vor nicht allzu langer Zeit, mühevoll vom Auto ins Haus geschleppt hat, wieder zurück ins Auto. Nach nunmehr neun Einbrüchen in unseren Wagen, auch ohne Geschenke an Bord, hat man dafür zumindest die nötige Motivation.
Und dann bist du endlich da, die Geschenke sowie das Notwendigste sind ausgeladen und eigentlich sollte man jetzt entspannen können. Schließlich setzt man sich an den gemachten Tisch und muss nichts mehr vorbereiten oder kochen, doch die Wahrheit sah bei uns etwas anders aus. Im Gegensatz zu den eigenen vier Wänden ist das elterliche Heim nicht wirklich kinder- und entdeckersicher umgestaltet. War es vergangenes Jahr, kurz nach Carlottas Geburt noch kein Problem, so findet man sich jetzt, nicht wie erhofft, entspannt auf dem Sofa, sondern versucht hochkonzentriert, jede potentielle Gefahrensituation für den eigenen Nachwuchs sowie Omas Meißner Porzellan im Voraus zu erkennen und zu eliminieren.
Natürlich hatten wir auch dieses Jahr eine schöne Zeit und heimelige Momente mit der Familie, in denen wir uns sehr wohl fühlten. Mit Weihnachten hatte das aber trotzdem wenig zu tun. Und so haben wir auf der Heimfahrt beschlossen, im nächsten Jahr alles anders machen zu wollen und Weihnachten bei uns zu feiern, mit einer offenen Tür für die gesamte Familie.
Euer Thomy