Ich sitze gerade im ICE 644, fahre durch das morgendliche Niedersachsen und blicke meinem ersten Arbeitstag, nach meiner sieben monatigen Elternzeit entgegen. Als ich gestern mit einer Kollegin telefoniert habe, mit der ich heute einen gemeinsamen Termin wahrnehme, meinte sie nur: "Willkommen zurück, du alter Langzeiturlauber." Sicher nicht das letzte mal das ich mir so einen Spruch anhören kann, allerdings alles andere als die Realität. Wenn ich auf die vergangenen 213 Tage zurückblicke, dann gehören diese mit Sicherheit zu den schönsten meines Lebens, denn ich hatte unseren kleinen Mann immer an meiner Seite und wir sind zu einem super Team gereift, definitiv haben sie aber auch an meinen Kräften gezehrt.

Egal wie anstrengend einige Tage aber auch waren und welche Sprüche ich mir in Zukunft noch anhören darf, eines steht fest, ich möchte keine dieser 306600 Minuten missen, denn eine solch intensive Zeit mit seinen Kids ist ein wirkliches Privileg.

Wie ich bereits in meinem letzten Beitrag zur Elternzeit geschrieben habe, werde ich beim Gedanken an die vergangenen Monate ganz wehmütig, denn so schnell wird sich eine solche Möglichkeit nicht wieder bieten und wenn der Abschied an diese Zeit naht, dann fragt man sich natürlich ob man die Tage auch bestmöglich genutzt hat.

Meine Frau und ich haben uns die Elternzeit geteilt und mit dem Beginn meiner 7 Monate ist sie direkt wieder ins Berufsleben gestartet, also nichts mit gemeinsamer Weltreise oder mehrwöchigem Thailandtrip. Dafür aber Alltag in Berlin, zwischen Carlotta's Tagesmutter, Einkaufen, Mittagsschlaf, Spielplatz und Baustelle.

Eins kann ich euch allerdings versichern, Abenteuer haben wir auch vor der Haustür bzw. den Haustüren so einige erlebt und bei dem diesjährigen Sommer konnte man sich auch in Sachen Wetter nicht beschweren, außer das es streckenweise vielleicht doch etwas zu viel des Guten war ;)

Von den klassischen 2 Monaten "Väterzeit" bei Carlotta, bis zu meinen 7 Monaten Elternzeit bei Constantin kann ich nun auf zwei unterschiedliche Modelle zurückblicken und möchte wirklich jeden Vater da draußen ermutigen, seine Chance auf Elternzeit wahrzunehmen, egal ob 2 Monate oder länger.

Auch wenn man mit dem Thema bei den meisten Chefs keine offen Türen einrennt und man in vielen Fällen mit monetären Abstrichen konfrontiert ist, finde ich es toll das wir in Deutschland hierzu die gesetzlichen Möglichkeiten haben. Und natürlich gibt es Länder die mit ihren Modellen zum Thema Elternzeit vorbildlich vorangehen und die eben angerissenen Herausforderungen versuchen zu beseitigen, allerdings gibt es auch Länder in denen Elternzeit, gerade für uns Väter, nach wie vor ein Fremdwort ist.

Eins kann ich euch übrigens versichern, die Zeit mit euren Kleinen ist auch eine gute Schule für das Arbeitsleben, denn wenn man etwas lernt dann ist es auch in stressigen Situationen die Ruhe zu bewahren ;)

Thomy