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Eisbaden - Der eiskalte Trend

Wer im Sommerurlaub bereits zittert, wenn das Meer keine 25 Grad warm ist, der wird beim Wort „Eisbaden“ sicher nicht den Drang verspüren, in die Badesachen zu schlüpfen. Die Vorstellung, in der kalten Jahreszeit in einen See zu steigen, wirkt für viele befremdlich. Doch das Winterbaden bringt laut verschiedener Studien zahlreiche Vorteile mit sich. Ganz ungefährlich ist es aber nicht.

Eisbaden ist gesund – davon gehen vor allem die Skandinavier aus. In Ländern wie Schweden und Finnland ist es durchaus üblich, bei kalten Temperaturen draußen schwimmen zu gehen. Zum Teil werden extra Löcher in die Eisdecken geschnitten, da die Seen schon zugefroren sind. Solche Minusgrade erreicht Deutschland eher nicht. Dennoch kostet es auch hierzulande große Überwindung, Winterbaden zu gehen. Trotzdem gewinnt es auch hierzulande an Popularität.

Beim Eisbaden, oder auch Winterbaden, handelt es sich um das Schwimmen in einem Gewässer im Winter. Es ist nicht zu verwechseln mit einer Kaltwasserimmersion oder einer Kryotherapie. Bei Ersterem handelt es sich um eine therapeutische Maßnahme, die Sportler zur schnellen Regeneration der Muskeln nutzen. Das soll beispielsweise die Folgen eines Muskelkaters lindern. Dabei steigt man in einen Behälter, wie eine Badewanne oder eine Tonne, mit Wasser und Eiswürfeln. Die Temperatur bei dieser Methode beträgt etwa 10 bis 15 Grad Celsius.

Bei der Kryotherapie wird es deutlich kälter: Die Kältekammer, auch Eissauna genannt, wird durch Stickstoff auf bis zu -180 Grad abgekühlt. Wer hinein geht, hofft unter anderem auf einen Anti-Aging-Effekt, bessere Durchblutung und auch hier Regeneration nach dem Sport. Zudem sollen die extremem Temperaturen viele Kalorien verbrennen und in der Schmerztherapie helfen.

Hat das Eisbaden ähnliche Effekte?

Eine finnische Studie aus dem Jahr 2004 hat den Effekt vom Eisbaden auf die Gesundheit untersucht.* Das Ergebnis verrät bereits der Titel: „Winterschwimmen verbessert das allgemeine Wohlbefinden“. An der Versuchsreihe nahmen 49 finnische Winterschwimmer sowie 33 Nichtschwimmer teil. Die beiden Gruppen mit ähnlicher Altersstruktur mussten einmal im Oktober, zu Beginn der Winterschwimmsaison und vier Monate später, im Januar, zahlreiche Fragen zu ihrer Sportlichkeit und ihrem Befinden beantworten. Während die Schwimmer im Durchschnitt viermal die Woche ins eiskalte Wasser sprangen, tat dies die Kontrollgruppe nicht. Anderweitig aktiv, darunter Ski fahren, joggen und Fahrrad fahren, war in beiden Gruppen jeweils etwa die Hälfte.

Die Wissenschaftler geben an, dass es zu Beginn der Versuchsreihe kaum Unterschiede gegeben hätte. Doch im Laufe der Studienzeit sanken bei den Schwimmern Anspannung und Müdigkeit. Auch ihr Gedächtnis und ihre Laune verbesserten sich stetig. Am Ende der vier Monate fühlte sich die Gruppe deutlich energiegeladener, aktiver und lebhafter als die Nichtschwimmer. Doch nicht nur geistig soll ihnen der kalte Sport gut getan haben. Alle Winterschwimmer, die zuvor an Rheuma, Fibromyalgie oder Asthma gelitten hatten, gaben an, dass ihre Beschwerden nachgelassen hätten. Bei der kleinen Gruppe von nur 49 Schwimmern könnte dies natürlich auch ein Zufall sein.

Eine internationale Studie, veröffentlicht im „International Journal of Environmental Research and Public Health“, hat sich der Thematik ebenfalls angenommen.* Die Forscher kommen zu einem ähnlichen Ergebnis wie ihre finnischen Kollegen: das Schwimmen im kalten Wasser habe positive Effekte auf Hormone, Herz-Kreislaufsystem, Immunsystem und Psyche. Jedoch warnen die Forscher auch vor den Risiken, die besonders bei unerfahrenen und untrainierten Schwimmern gravierend sein könnten.

Wer keine Erfahrungen mit dem Winterbaden hat, der sollte in jedem Fall mit einem Arzt sprechen, bevor er in eiskaltes Wasser steigt.

Kann Eisbaden das gesunde braune Fett aktivieren?

Braunes Körperfett ist gesund und bietet einige Vorteile – ist aber meistens nur im Körper von Babys zu finden. Erwachsene verfügen nicht mehr über braunes Fettgewebe oder haben nur noch sehr geringe Mengen. Es gibt jedoch zahlreiche Gerüchte, dass eiskaltes Wasser das gesunde Fett im Körper aufbauen soll. Wissenschaftlich belegt ist das nicht.

Fazit:

Eisbaden kann sich u. a. positiv auf Herz-Kreislaufsystem, Immunsystem und die Psyche auswirken – und somit das allgemeine Wohlbefinden steigern. In den Ländern, in denen es populär ist, ist es üblich, sich nur kurze Zeit im Wasser aufzuhalten. Längeres Schwimmen im eiskalten Wasser birgt definitiv gesundheitliche Risiken. Aber egal, ob man nur einmal eintauchen oder mehrere Runden schwimmen möchte: In jedem Fall sollte vorher ein Arzt konsultiert werden, um etwaige Risiken abzuklären. Die sehr niedrigen, je nach Wetterlage sogar extremen Temperaturen können dem Körper nämlich auch schaden – besonders unerfahrenen und untrainierten Neulingen.

 

Quellen:

*1. Huttunen, P., Kokko, L., Ylijukuri, V. (2004). Winter swimming improves general well-being. International Journal of Circumpolar Health.

*2. Knechtle, B., Waśkiewicz, Z., Sousa, C.V., Hill, L., Nikolaidis, P.T. (2020). Cold Water Swimming-Benefits and Risks: A Narrative Review. Int J Environ Res Public Health.