Macht uns Corona dick?
Hat Corona euer Essverhalten verändert? Experten des Else-Kröner-Fresenius-Zentrums für Ernährungsmedizin (EKFZ) an der Technischen Universität München (TUM) und der Medizinischen Fakultät der Universität München (LMU) wollten wissen inwieweit Corona einen Einfluss auf das Essverhalten der Bevölkerung hat. Im September 2020 befragten sie daher 1.000 Menschen zu ihrem Ernährungsverhalten während der Corona-Pandemie. Alle Studienteilnehmer waren im Alter zwischen 20 und 65 Jahren und Eltern, die mit mindestens einem Kind bis 14 Jahre zusammen in einem Haushalt leben. Die Erkenntnisse sind erstaunlich – und teilweise besorgniserregend.
Wie beeinflusst Arbeiten im Homeoffice die Ernährung?
Der Alltag hat sich durch Cornoa verändert – was sich auch auf das Essverhalten auswirkt. Aber zunächst zu den Begleitumständen eines veränderten Alltags: Zwei Drittel der Befragten in der Münchner Studie gibt an, aktuell von zuhause aus zu arbeiten, jeweils die Hälfte davon durchgängig zu Hause bzw. mit Wechsel zwischen Homeoffice und Arbeitsplatz; ein Drittel geht weiter wie gewohnt zur Arbeit.
Was kommt während der Corona-Pandemie auf den Tisch?
Die große Mehrheit der Befragten (knapp 80 Prozent) bevorzugt dieselben Lebensmittel wie zuvor. Immerhin: Fast jeder Sechste gab an, gesünder zu essen. Viele Familien, deren Eltern im Homeoffice arbeiten, kochen häufiger in der eigenen Küche als vor der Pandemie. Obst und Gemüse kommt bei ihnen dann häufiger auf den Tisch. Wurst und Fleisch kommen seltener auf den Tisch. Das ist gut – aber: Es wird aber auch deutlich mehr genascht.
Warum nehmen wir während der Pandemie zu?
Mehr als ein Viertel der befragten Erwachsenen hat während der Pandemie an Gewicht zugelegt. Dies gilt für Männer wie für Frauen gleichermaßen. Nach Einschätzung von Professor Dr. Hans Hauner liege das nicht nur am geänderten Essverhalten, sondern auch an geschlossenen Fitnessstudios und Sportvereinen. Letztendlich ist es die Kombination aus Bewegungsmangel und mehr Essen, die sich auf der Waage bemerkbar macht, so der Ernährungsmediziner.
Ein weiterer Grund könnte – ganz banal, aber nachvollziehbar – sein, dass Essen als eine Art Trost fungiert. "Wenn ich mich meinen Freunden und der Familie nicht mehr nähern darf, will ich das kompensieren. Und da bietet sich häufig Essen an – vor allem ungesundes Essen", erklärt Hauner. Dies zeige auch, wie eng Ernährungsverhalten und Sozialleben oft miteinander verwoben seien.
Nehmen auch die Kinder zu?
Wie die Eltern, so vielfach auch die Kinder. Neun Prozent der Kinder aus den befragten Familien haben seit Beginn der Pandemie an Gewicht zugelegt, so das Ergebnis der Studie. Für Berthold Koletzko, Seniorprofessor für Pädiatrie an der Universität München (LMU), sind das alarmierende Zahlen, denn es handle sich bei dem Zeitraum bis zur Studienerhebung im September um gerade mal sechs Monate. Der zweite Lockdown seit November 2020 und die weiterhin geschlossenen Sportvereine und Fitnessstudios, können diese Entwicklung weiter verstärken.
Schaut man sich die Studie etwas genauer an, so ist ersichtlich, dass Kinder im Kleinkind- und Vorschulalter ihr Gewicht tendenziell gehalten haben. Zugenommen haben vor allem Schulkinder, und hier besonders Zehn- bis Zwölfjährige, der vermutete Hauptgrund liegt auch hier bei mehr Essen und gleichzeitig weniger Bewegung. Fast 40 Prozent der Eltern gaben an, dass ihr Kind in diesen besonderen Zeiten deutlich weniger aktiv ist, insbesondere zu beobachten bei den 10- bis 14-Jährigen (57 Prozent). Während Kleinkinder überall und spontan eine Gelegenheit finden, sich auszutoben und zu spielen, sind Schulkinder vermehrt auf Sportplätze oder Sportvereine angewiesen.
Thomy